Vor 30 Jahren haben am 29. Mai 1992 35 "Wiltener" Raimund Schreier zum 55. Abt des Prämonstratenser-Chorherrenstiftes Wilten gewählt. Der Vater seiner Ordensgemeinschaft hat in diesen drei Jahrzehnten dem Stift zu einer großartigen Ausstrahlung verholfen, das Werk seines Vorgängers, Prälat Alois Stöger fortgesetzt, es in pastoraler wie in baulicher Hinsicht den Erfordernissen der heutigen Zeit angepasst, Traditionen berwahrt und notwendige Erneuerungen klug durchgeführt.
Am 21. 1992 wurde Raimund Schreier von Bischof Dr. Reinhold Stecher zum Abt benediziert. Der damals 39-jährige Chorherr trat somit die Nachfolge des damals in den Ruhestand getretenen verdienstvollen Prälaten Alois Stöger an.
Nach einer neuerlichen Abtwahl im Jahre 2004 wurde Raimund Schreier am 31. Mai 2016 nochmals für weitere neun Jahre zum Abt gewählt. Ganz aktuell befasst sich der fast 70-jährige Prälat mit den traurigen Ereignissen in der Ukraine, und sagt, dass das Stift Wilten bereit sei, Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. „Wir haben einen frei gewordenen Trakt des Klosters, in dem wir Besinnungs- und Krankenräume einrichten wollen. Dieses Projekt haben wir vorerst gestoppt, um Platz zu haben für Menschen auf der Flucht."
Der Haus-, Hof- und Erbkaplan des Landes Tirol und beliebte Prälat hat die Wiltener Stiftskirche für "Aktuelle Kunst" geöffnet und damit auf die Möglichkeit einer inneren Öffnung hinzuweisen. Im Oktober 1994 entging Abt Schreier knapp einem Briefbomben-Attentat. Im Dezember desselben Jahres konnte er für den Flüchtlingseinsatz des Stiftes den "Eduard-Wallnöfer-Preis 1994" entgegennehmen, da er mit vielen Helfern und der Caritas das "Flüchtlingsprojekt im Stift Wilten" gegen so manchen Widerstand durchzog. Mit Ritterschlag durch den Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, Giuseppe Kardinal Caprio, wurde Abt Schreier in diese Gemeinschaft aufgenommen. Am 12. Mai 1994 erhielt er in der Karlskirche in Wien während eines Pontifikalamtes die Insignien und die Mozetta mit dem Jerusalemkreuz.
Er ist Prior der Komturei Innsbruck und seit 28. Februar 2017 Großprior der Österreichischen Statthalterei der Grabesritter Österreichs. Vier Räume, die im Stift Wilten nahe der Pforte liegen und in denen alte Mauern aus dem 12. Jahrhundert freigelegt wurden, konnten mit der Marquard-Kapelle, benannt nach dem ersten Abt des Stiftes, als Stätten des Gebetes, der Kunst und Besinnung übergeben werden. Im Dezember 2000 konnte Abt Schreier das aus dem 14. Jahrhundert stammende renovierte Leuthaus des Stiftes Wilten wieder eröffnen. Und im Jahre 2002 wurde das Stiftsmuseum mit vielen sehenswerten und wertvollen Kunstwerken öffentlich zugänglich gemacht. Viele zusätzliche Aufgaben nimmt der Abt wahr: So ist er Vikar der deutschsprachigen Zirkarie, (das ist die Bezeichnung für einen Visitations- und Verwaltungsbezirk im Prämonstratenserorden), Vorsitzender der Liturgiekommission der Zirkarie, Er ist Vorsitzender der Tiroler Superiorenkonferenz und Rektor der Wiltener Sängerknaben. Dabei lässt man künftig Mädchen zur Ausbildung bei den Sängerknaben zu. „Es ist gut, wenn es auch einen Mädchenchor gibt“, sagt Schreier dazu. „In der heutigen Zeit ist das sicher schön, wenn wir dann auch Auftritte dieses Chores in der Liturgie haben. Der Abt ist weiters Mitglied der katholischen Mittelschulverbindungen K.Ö.St.V. Teutonia zu Innsbruck und K.Ö.St.V Amelungia zu Innsbruck und der Studentenverbindung AV Austria Innsbruck.
Prälat Schreier kam am 29. Dezember 1952 in Innsbruck zur Welt. Nach der Reifeprüfung am Akademischen Gymnasium in Innsbruck trat er 1971 in das Prämonstratenser-Chorherrenstift Wilten ein und studierte an der heimischen Alma Mater Theologie. Am 19. Mai 1977 empfing er aus der Hand von Bischof DDr. Paulus Rusch das Sakrament der Priesterweihe. Seit 1980 wirkte er als Religionsprofessor am Akademischen Gymnasium in Innsbruck und war von 1984 an Leiter des ehemaligen stiftsinternen Internates "Norbertinum" bis zu dessen Auflösung im Jahre 1989, in dem er Hunderte von Schülern betreute. Mit großem Engagement setzte sich Schreier in den Jahren 2005 bis 2008 für eine umfassende Generalsanierung der Wiltener Stiftskirche, ein.
Dr. Heinz Wieser